Südschweden Richtung Mora

Der Morgen bricht an, die Dunkelheit ist so wahnsinnig kurz. Ich weiß nicht mal, ob es überhaupt richtig dunkel wird.
Wir brechen auf und wollen an diesem , unserem 4. Tag nur 1-2 Stunden fahren. Durch Zufall passieren wir eine aufregende Schotterstraße, die uns entlang vieler Seen und wunderschöner Häuser führt. Irgendwo hier scheint Michel jede Sekunde um die Ecke zu winken!
Durch Dominiks scharfen Blick sehen wir eine winzige Bucht an einem See, dessen Namen nicht mal Google zu wissen scheint. Er liegt bei Gantaras.
Die Hunde sind in ihrem Element und genießen das Baden und Spielen, noch bevor ein kleines Gewitter aufzieht.
Schwedischer Besuch
Gegen späten Nachmittag wird unsere Nische am See von einem kleinen weißen Toyota aufgesucht. Es steigen zwei typisch schwedische Männer aus . Dominik fragt, ob wir beiseite fahren soll, als er ihr Kanu auf dem Dach entdeckt und ob es okay sei, dass wir hier stehen.
„No worries!“ heißt es sehr freundlich und ob wir denn bleiben oder wegfahren würden. Der ältere Herr sagte direkt, er würde uns einen Fisch mitbringen.
Da das Wildcampen in Schweden ja nicht erlaubt ist, es aber dennoch jeder tut, sind wir sehr vorsichtig. Und gerade dort, wo die Natur so unberührt scheint, wie in dieser Gegend, möchten wir keine Unruhe stiften.
Meist schlagen wir dann nicht „richtig“ unser Lager auf, verhalten uns ruhig und lassen auch die Hunde nicht überall hinlaufen.
Vanlife-Traum und Mutprobe zugleich
Gegen 22 Uhr sitzen wir gemütlich in unserem Bus und beobachten wie die Angler zurückkehren. Durch den Regen zuvor und die warmen Temperaturen hat sich Nebel über dem Wasser gebildet. Wir finden es geradezu malerisch schön.
„Want some pike?“ Mist, was war pike nochmal. Unser Englisch ist ziemlich gut, aber Fischkunde ist ein Weilchen her, aber ich bedanke mich direkt, da er mir an einem Haken direkt entgegen gestreckt wird.
Ein riesen Hecht!
Wir bedanken uns noch tausend Mal und schießen ein paar stolze Fotos, als hätten wir ihn mit den bloßen Händen gefangen.
Doch was nun? Ich habe durch meine Ausbildung im Hotelfach bereits öfter beim Ausnehmen eines Fisches geholfen, aber wenn er dann da so muskelzuckend vor einem liegt....
Zum Glück ist mein Bruder Koch und weiß, dass frischer Fisch mit Innereien schnell verdirbt. Wir sollten ich am besten sofort ausnehmen. Seine und weitere Tipps von Youtube haben uns schließlich noch stolzer gemacht.
Wir haben den Hecht bewaffnet mit einer Petroleumlampe, einem Cuttermesser und einer Kneifzange fachgerecht und sauber ausgenommen. Frisch gewaschen lag er gegen Mitternacht in unserem Kühlschrank.

Festtagsmahl nach Offroad-Fahrt
Den ganzen nächsten Tag freuten wir uns auf das Abendessen und sprachen die Fahrt über von nichts anderem. Wir fuhren nun ein längeres Stück auf dem Inlandsvägen 45 Richtung Mora.
Ein wunderschönes Stück und vorbei an Nusnäs, woher die typisch schwedischen Holzpferdchen namens Dalapferde stammen.
Wieder suchten wir einen ruhigen Platz abseits der ebenso ruhigen Straße.
Hier fanden wir es: oberhalb des Orsa Sees in einem Waldstück. Wir konnten es kaum glauben, aber unsere Irna hat den steilen Anstieg auf grobem Schotter super gemeistert.
Ich musste sogar aussteigen und einen umgefallenen Baum aus dem Weg räumen (okay, es war ein Bäumchen).
Oben angekommen fühlten wir uns, als wären wir in Kanada. An das Traumland hatten wir bereits tagsüber schon mehrmals gedacht.
Den Fisch haben wir direkt zubereitet. Kräfitg gewürzt, mit Zwiebeln und Möhren gefüllt und in Alufolie gehüllt, landete er auf unserem viel zu kleinen Grill. Den Punkt „in jedem Land etwas Typisches zu essen“ haben wir in Schweden bereits abgehakt. Denn was kann besser sein, als ein fangfrischer, wenige Stunden alter, von schwedischen Anglern gefangener Fisch?
Wir fühlen uns glückselig.
Bären und Elche
Die haben wir bisher nicht gesehen, aber noch in der Nacht im tiefen Wald habe ich von den 1000 Bären, die jetzt noch in Schweden leben, gelesen.
Und ich kann euch sagen: Auf diesem Fleckchen hätte es durchaus sein können, dass ein Bär an unsere Tür klopft oder sich ein Elch den Rücken entlang unseres Fahrradträgers schrubbt.
Nach einem weiteren Gewitter in der Nacht starteten wir wieder mit Sonne in den neuen Tag.
Auch während der Fahrt konnten wir es nun nicht lassen nach Elchen Ausschau zu halten. Ich denke mal, dass es ziemlich unwahrscheinlich ist einen Bären anzutreffen (und es muss auch nicht sein), aber vom Elch darf man hier auf jeden Fall träumen.
Sommer in Schweden

Den richtigen Sommer in Schweden verbrachten wir zwei Tage am Ljusnan See. Wir waren nicht alleine in dieser Bucht, die durch eine schmale Offroad-Strecke, die durchs Moor führt und nur dadurch vom Inlandsvägen abgetrennt wird.
Gemeinsam mit drei Deutschen teilten wir uns das Stückchen Frieden am See und badeten so viel zusammen, wie nie zuvor.
Beeindruckend aber auch beunruhigend waren die Löschflugzeuge, die über uns kreisten. Seit ein paar Tagen herrschten die größten Feuer in Schweden seit Jahren. Man redet von Ausnahmezuständen, Orte mussten bereits evakuiert werden und ein Mann kam in den Flammen ums Leben.
Die Flugzeuge tankten in „unserem“ See Wasser auf und wir fühlten uns ganz klein. Am Abend war es plötzlich sehr diesig. Von der einen auf die andere Minute sah man kaum noch etwas in der Ferne und es roch, als würde man seine Nase direkt in den Grill stecken.
Es blieb uns nicht weiteres übrig als die Situation zu beobachten und die Nachrichten zu verfolgen.
Gleichzeitig wirkt es hier an diesem Tag wie das Paradies auf uns.
Forstezung folgt....